Windkraftanlagen kommen in die Jahre und müssen ersetzt werden. Am Fraunhofer Institut WKI entwickelt man eine neue Methode, um das in den Rotorblättern enthaltene Balsaholz zurückzugewinnen
Noch drehen sich die Rotoren fleißig im Wind – aber in den nächsten Jahren müssen viele Windanlagen ersetzt werden. Die großen Rotorblätter lassen sich derzeit noch nicht recyceln.

10.06.2020

Rotorblatt-Recycling

Werkstoffe | Balsaholz zu Holzschaum

Recycling statt Verbrennung

Im Jahr 2024 sollen hier zu Lande bereits 15.000 Rotorblätter ausgemustert werden, in den Folgejahren vervielfacht sich diese Zahl. Eine neue Strategie ist also unumgänglich, auch weil in den Hightech-Verbundbauteilen große Mengen Balsaholz verbaut sind. So befinden sich rund 15 Tonnen des wertvollen Leichtholzes in den bis zu 90 Meter langen Blättern. Balsaholz weist nur etwa ein Drittel der Dichte von Fichtenholz auf, ist trotzdem sehr druckfest und zeigt eine Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,05 W/(m·K) senkrecht zur Faserrichtung auf. Das macht das leichte Material nicht nur zum Liebling von Modellbauern, es kann auch als Dämmstoff genutzt werden – etwa alternativ zu Polystyrol-Hartschaum.

 

Mechanische Trennung

Am Fraunhofer Institut für Holzforschung (WKI) arbeitet man an einem Verfahren, das Rotorblätter werkstofflich trennt – und das Balsaholz separiert. Auf den ersten Blick sieht der Prozess brachial aus: Direkt vor Ort werden die Rotorblätter mit einer fahrzeugmontierten Wasserstrahllanze in zehn bis zwanzig Meter große Segmente zerteilt. Die bricht eine mobile Shredderanlage in handtellergroße Fragmente, die dann wiederum in eine Prallmühle kommen. In schnelle Rotation versetzt, kollidieren die Fragmente mit Metallelementen, der harte, faserverstärkte Kunststoff zerbricht und trennt sich vom elastischeren Balsaholz.

 

Dämmstoff für Gebäude

Das so zurückgewonnene Balsaholz verarbeitet das WKI zu leichten Holzfaser-Dämmmatten. Mit einer Dichte von unter 20 Kilogramm je Kubikmeter lässt sich das Material für die Gebäudedämmung nutzen.

Eine andere Option: Das Balsaholz wird fein gemahlen und mit einem Schaummittel versehen. Der so entstehende Balsaschaum benötigt keine weiteren Bindemittel, eignet sich auch als Verpackungsmaterial, das sich über die Altpapier-Schiene entworgen lässt.

 

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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